Geschichte

Gründung der Verbindung

Im Jahr 1872 wurde die Straßburger Kaiser-Wilhelm-Universität eingeweiht. Schon im Jahr 1873, also ein Jahr nach der Einweihung, forderte die damalige vorsitzende Verbindung des KV, die Arminia Bonn die Kartellvereine auf, die Gründung eines Vereins in Straßburg in Erwägung zu ziehen.

Die Entscheidung zur Gründung eines katholischen Studentenvereins in Straßburg fiel schließlich 1875 durch den damaligen Vorort Palatia Heidelberg. Umgesetzt wurde sie schließlich durch drei Studenten der Rechtswissenschaft, Friedrich Freusberg, Paul Martini und Ludwig Offenberg. Die drei waren bereits Bundesbrüder der späteren Ottonia München und beschlossen im Sommer 1875 an die Straßburger Universität zu wechseln. Hinzu kamen zwei weitere Kartellbrüder, Peter Fuchs und Ludwig Voss. Als ersten Fuxen konnte man Adam Reusch gewinnen.

 

In den Monaten März bis Mai entwickelten die Stifter der neuen Korporation die Vereinsstatuten. Sie wurde am 10. Juni endgültig angenommen und von allen sechs Mitgliedern unterschrieben. Die Frankonia wurde dann als 15. Mitglied in den KV aufgenommen.

Um die Absicht zu unterstreichen, auch einen festen Stand in der Bevölkerung Straßburgs zu haben, wählte sich die neue Verbindung den Namen Alsatia. Dieser Name musste jedoch alsbald geändert werden, da es bereits eine Alsatia an der Universität gab, eine schlagende, nichtkonfessionelle Verbindung.


Blüte in Straßburg

Da die Frankonia als noch junge Verbindung keine eigene Kneipausstattung besaß, traf man sich häufig in wechselnden Lokalitäten, zunächst in der „Neuen Post“ gegenüber dem Hauptportal des Münsters, dann „Zum Stern“ am Gerbergraben, im „Felsenkeller“ Nähe Gutenbergplatz, schließlich im „Goldenen Löwen“ am Schiffleutstaden. Hermann Iseke besuchte zu dieser Zeit häufig die noch junge Frankonia und begründete dieses damit, weil sie nicht französisch sprachen, aber ganz germanisch tranken!

Neben der offensichtlich „teutonischen“ Trinkfestigkeit, zeichneten sich die ersten Aktiven der Frankonia jedoch auch durch ausgezeichnete Studien aus. So brachten es die Frankonen der damaligen Zeit mehrfach zu Abgeordneten im Deutschen Reichstag. Insgesamt betrug in den ersten zehn Jahren die Zahl der aktiven Frankonen in den meisten Semestern zwischen 20 und 25.

Anlässlich des 10. Stiftunsgfestes 1885, widmeten Ehrenmitglieder, Alte Herren und Freunde des Vereins der Frankonia eine prächtige, in Gold und Seide gestickte Vereinsfahne. Der Straßburger Bischof Peter Paul Stumpf gab dem Banner die kirchliche Weihe. Seine Predigt ermunterte die Frankonen ihren Lebensweg unter ihrem Leitspruch „Nec aspera terrent“ fortzuführen. 1887 bezog die Frankonia schließlich ihr Stammlokal, das Restaurant Zur Marie, genannt dicke Marie, in der heutigen Rue des Tonneliers


Akademischer Kulturkampf

Ende des Sommers 1904 zählte Frankonia mehr als 30 aktive Mitglieder und sah sich somit gezwungen, wie auch schon einige andere Kartellvereine vor ihr, zu einer Teilung zu schreiten, um so ein persönliches Aktivenleben weiter garantieren zu können. Zu Beginn des Winters 1904/05 wurde somit nach ernsten Beratungen der Beschluss gefasst, zwei Tochterverbindungen zu Gründen: Merovingia und Staufia. Eine einfache Teilung der Frankonia schien bei den damaligen Verhältnissen im Elsaß nicht angebracht, da man verhindern wollte, dass eine altdeutsche und eine altelsässische Korporation entstehen.

Nachdem der Streit um die konfessionelle Ausrichtung der historischen Lehrstühle an der Universität Straßburg in den akademischen Kulturkampf mündete, bildete die durch die Gründung der Tochterverbindungen der Frankonia eine außerordentlich starke Grundlage um die eigenen Interessen an der Universität Straßburg zu vertreten. Die Debatte erreichte ein so großes Ausmaß, dass sie für das gesamte Kaiserreich bedeutend wurde. Schließlich wurden zwei historische Lehrstühle in Straßburg eingerichtet, ein Katholischer und ein Protestantischer.


Weltkriege

Der Beginn des ersten Weltkriegs hatte auch Konsequenzen für die Frankonia. Viele Frankonen zogen in den Krieg, doch sollten nicht mehr alle zurückkehren. Noch heute erinnert an sie die Gedenktafel der Gefallenen der Straßburger Universität, die nun im Foyer der alten Aula des Jügelhauses der Frankfurter Universität neben den Gedenktafeln für die Gefallenen der Goethe-Universität hängen.

Die französische Besetzung Elsass-Lothringens am 11. November 1918 hatte weitreichende Folgen. Erst wurde die Straßburger Universität geschlossen, dann wurden sämtliche deutsche Studenten und Professoren ausgewiesen, so auch die Frankonia.

Staufia war bereits 1914 nach Frankfurt am Main abgewandert, der Frankonia und ebenso der Merowingia blieb nichts anderes übrig, als an anderen Universitäten, die für katholische Korporationen aufnahmefähig waren, nach einer neuen Heimat zu suchen. So fanden sie den Weg nach Frankfurt.

Der erste Versuch der Wiedergründung im Wintersemester 1918 / 19 scheiterte, da sich zu wenige Frankonen zusammen fanden um einen geregelten Aktivenbetrieb aufzunehmen. Deshalb sagte Staufia ihrer Mutter die Unterstützung zu und elf Staufer kehrten in die Frankonia zurück. Gemeinsam mit den bereits vorhandenen Frankonen gründete man am 17. März 1919 den Bund als Franko-Rhenania wieder, am 5. Dezember folgte die Wiedergründung des Altherrenbundes. Im Wintersemester 1921 legte man den alten Namen wieder an, diesmal jedoch mit dem Zusatz als Frankonia-Straßburg.

Als Korporationslokal wählte man das Restaurant Zum Storchen, Saalgasse 3, in der unmittelbaren Nähe des Kaiserdoms, in welchem man bis 1926 verkehrte. In einer Nacht- und Nebelaktion gelang es Klaus Fechner heimlich nach Straßburg zu reisen, die Fahne aus dem Hinterzimmer der dicken Marie zu entwenden, durch den Oberrhein schwimmend die Grenze zu überqueren und so die Fahne wieder in den Besitz der Frankonia zu bringen.

Mit der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler und der beginnenden Gleichschaltung, wurde auch die Frankonia mit dem Nationalsozialismus konfrontiert. Ein Antrag auf Aufnahme in den NSDStB wurde vom Großteil der Mitglieder Frankonias abgelehnt.

Zur Stärkung der Frankonia führte man auf dem CC 1935 den Duz-Comment zwischen Aktiven und Alten Herren ein. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Alte Herren der Frankonia ausnahmslos gesiezt. Der Druck durch das NS-Regime wurde 1936 dann jedoch so groß, dass am 2. Dezember der Burschenconvent die Suspension beschließen musste. Auch der CC trug diese Entscheidung, entschied sich aber, zumindest die Altherrenschaft weiter aufrechtzuerhalten. Zu diesem Zweck wurden jährlich in Frankfurt am Main oder Köln stattfindende Frankonentage eingeführt.

Nach dem offiziellen Verbot aller Korporationen 1938 musste auch die Frankonia ihre Pforten schließen.

Im Verlauf des zweiten Weltkriegs ließen wieder 16 Frankonen ihr junges Leben, bevor am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation wieder etwas Ruhe in der Heimat einkehrte.


Zweite Wiedergründung

Eine Reaktivierung der Frankonia nach dem Krieg gestaltete sich schwierig. Hinzu kam das Verbot von Korporationen durch die Alliierten, welches erst 1950 offiziell aufgehoben
werden sollte. So wurde eine konkrete Reaktivierung erst 1948 wieder ins Auge gefasst, nachdem diejenigen Frankonen, die den Krieg überlebt hatten wieder zueinander gefunden hatten.

Besonders Karl Anton Lutsch bemühte sich um den Zusammenhalt und Wiederaufnahme der Kontakte zu anderen Bundesbrüdern. Am 13. Mai 1949 fand die Wiedergründungsversammlung des Altherrenvereins mit 13 Philistern in Frankfurt statt. Gleich einem Zeichen der Hoffnung fand sich die alte Straßburger Prunkfahne der Frankonia, wieder: Nach der Auflösung der Frankonia durch die Gestapo hatte Karl Anton Lutsch sen. sie bei sich privat aufbewahrt. Als dieser im Krieg seine Wohnung aufgeben musste, übergab er die Fahne dem Dompfarramt, das sie bis Kriegsende in der Fahnenkammer des Doms aufbewahrte. Karl Anton Lutsch hatte davon niemandem berichtet und da er während des Krieges verstorben war, blieb die Fahne verschollen. Sein Sohn jedoch, ebenfalls Frankone und ebenfalls des Namens Karl Anton, kam nach dem Krieg mit dem Dompfarrer in einem Gespräch auf den gefallenen Vater. Ob man miteinander verwandt sei, denn wenn ja, habe man in der Fahnenkammer des Doms noch etwas, was eventuell von Interesse sein könne.

Wieder war es Frankonias Tochter Staufia, die der Reaktivierung der Frankonia unter die Arme griff.  Es waren insgesamt 6 Burschen und 5 Füxe, dabei der neue Senior Günter Kästle, der die Frankonia bis zum Ende seines Lebens maßgeblich mitprägen sollte. Nach einigen Formalitäten reaktivierte sich die Frankonia am 23. Juni 1950 dann offiziell.


135. Stiftungsfest

Ende der 2000er Jahre konsolidierte sich die finanziell stark mitgenommene Frankonia wieder. Die Aktivenzahl wuchs rasch auf Größen zwischen 15 und 20 Aktiven an. Um das Selbstverständnis als klassische Verbindung und eben nicht als losen Verein, wie etwa dem der späten 60er Jahre, nach Außen hin zu dokumentieren, wurde in der Frankonia das Tragen von Burschen- und Fuxenbändern eingeführt. Das Tragen der Bänder ist jedem Bundesbruder selbst überlassen und beruht auf Freiwilligkeit.

Ungeachtet der Suspension durch den Verband, feierte die Frankonia 2010 ihr 135. Stiftungsfest in Frankfurt am Main. Hatte man seit den 70er Jahren die Stiftungsfeste immer an wechselnden Orten gefeiert, so entschied man sich aufgrund dieses Jubelfestes, alle Frankonen wieder an den Ort ihres Studiums zurückzuführen.